Musealisierung von Heimatstuben und Heimatsammlungen der Flüchtlinge, Vertriebenen und Aussiedler:innen

Musealisierung von Heimatstuben und Heimatsammlungen der Flüchtlinge, Vertriebenen und Aussiedler:innen

Organisatoren
Natalie Reinsch (MVNB); Cornelia Eisler (BKGE); Frauke Geyken (BKGE)
Veranstaltungsort
Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE)
PLZ
26127
Ort
Oldenburg
Land
Deutschland
Fand statt
In Präsenz
Vom - Bis
21.09.2022 - 23.09.2022
Von
Tine Bentje Müller, Sammlung, Stiftung Deutsches Marinemuseum

NATALIE REINSCH (MVNB) begrüßte als wissenschaftliche Projektleiterin des Projektes die Teilnehmenden mit einer Kurzführung durch die von ihr und der ehemaligen Kollegin Frau BARBARA MAGEN konzipierte Wanderausstellung „Vom Ihr zum Wir. Flüchtlinge und Vertriebene im Niedersachsen der Nachkriegszeit“ des Museumsverbands für Niedersachsen und Bremen.

Es folgte eine Begrüßung durch den Hausherrn MATTHIAS WEBER (BKGE), ein Grußwort der Landesbeauftragten für Heimatvertriebene, Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler EDITHA WESTMANN (MdL), das von Christopher Spatz verlesen wurde, und den Vorsitzenden des Museumsverbandes für Niedersachsen und Bremen (MVNB) ROLF WIESE mit der Vorstellung ihrer Institutionen und einer Einführung in die Thematik. Im Anschluss hielt SILKE GÖTTSCH-ELTEN (Kiel) die Keynote, in der sie über die Bedeutung der Heimatstuben als Wissensort und ihr Transformationspotenzial für eine europäische Erinnerungskultur reflektierte.

In ihrer Einführung berichteten die zwei Organisatorinnen NATALIE REINSCH und FRAUKE GEYKEN (BKGE), verantwortlich für die Aktualisierung der Datenbank zur Dokumentation der ostdeutschen Heimatsammlungen in Deutschland im BKGE, über ihre jeweiligen Projekte. Die ersten Heimatsammlungen entstanden schon in den 1950er-Jahren, doch es wurden auch in den folgenden Jahrzehnten bis in die 2000er-Jahre hinein Sammlungen gegründet. Die Funktionen dieser Heimatstuben sind: Erinnerungen erhalten, eine Begegnungsstätte zu sein, Vermittlung von Wissen über die ehemaligen deutschen Ost- und Siedlungsgebiete, Objekte mit Heimatbezug sammeln und erhalten sowie Repräsentanten der jeweiligen Heimatgemeinschaften zu sein. Zudem wurde die Frage thematisiert, was konkret geschehen könne, wenn keine Möglichkeit zum Erhalt einer Sammlung mehr vorhanden ist. Hilfe und Beratung leistete in diesem Fall der Museumsverband für Niedersachsen und Bremen im Rahmen seines Projektes. Zum einen bestünde die Möglichkeit, die Objekte einer Heimatsammlung an regionale oder die entsprechenden Landesmuseen wie das Pommersche in Greifswald, das Schlesische in Görlitz oder das Ostpreußische in Lüneburg abzugeben; zum anderen könnten die Objekte an ihre Herkunftsorte transloziert werden – eine Lösung, die jedoch bisher noch nicht sehr weit verbreitet ist.

Reinsch diskutierte die sich daraus ergebenden Perspektiven zur Musealisierung von Heimatstuben und Heimatsammlungen und damit den Versuch, die Erinnerungen von Flüchtlingen und Vertriebenen in das kollektive Gedächtnis zu überführen, welches hier nicht nur lokal und national, sondern auch transnational und europäisch verstanden wurde.

Geyken erläuterte die Datenbank „ostdeutscher“ Heimatstuben, die alle ursprünglich 590 existierenden Einrichtungen in Deutschland verzeichnet. Im Anschluss ging sie auf das Potenzial ein, das die Sammlungen z.B. für Wirtschafts- oder Alltagsgeschichte bieten. Ein wichtiger Hinweis war der auf die Bedeutung der Heimatstuben als Teil der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte. Ebenso wichtig der Aspekt, dass die mit den Objekten verbundenen Informationen bewahrt werden müssen, was nur über eine wissenschaftliche Erfassung und Inventarisierung möglich ist, bei der die Provenienzen und Geschichten dieser Objekte ermittelt werden.

Im Panel eins „Integration von Heimatstuben und Heimatsammlungen in lokale Museen“ befassten sich zwei Vorträge mit dem Prinzip, wie Heimatstuben und Heimatsammlungen in lokale Museen eingegliedert werden können. ULRIKE TAENZER thematisierte in ihrem Vortrag die Aktivitäten des Landkreises Grafschaft Hoya, der 1955 die Patenschaft für den ehemaligen ostpreußischen Landkreis Wehlau übernahm, die später vom Landkreis Diepholz übernommen wurde. Taenzer skizzierte, wie das Wehlauer Kulturgut im Kreismuseum Syke integriert und musealisiert wurde. KRISTINA KRAEMER stellte den Teilnehmer:innen die Csávolyer Heimatstube der Stadt Waiblingen im Museum Beinsteiner Tor vor. Dort wird die Geschichte der heimatvertriebenen Deutschen aus Csávoly erzählt. Die dortige Ausstellung definiert unter anderem den Begriff Heimat und stellt seine Wirkung auf die Gesellschaft dar. Zudem werden Themen wie Identität oder Kultur angesprochen und analysiert. Nicht zuletzt aufgrund der Unterbringung in dem historischen Stadttor hat der Ausstellungsraum einen liminalen Charakters, der die Transformativität der Themen Flucht, Heimat, Identität bis in die heutige Zeit unterstreicht.

Im Panel zwei „Integration von Heimatstuben und Heimatsammlungen in Landesmuseen“ zeigte KLAUS MOHR am Beispiel des Sudetendeutschen Museums in München eine positive Lösung, wie sich Heimatstuben in Landesmuseen integrieren lassen. So hat das Sudetendeutsche Museum in den letzten 20 Jahren über 19 Heimatsammlungen von Sudetendeutschen selbst übernommen, weitere an andere Träger vermittelt oder bei der Auflösung assistiert. Für die Ausstellung des Sudentendeutschen Museums wurde u.a. auf die Bestände von Heimatstuben zurückgegriffen, wobei dort nur Einzelstücke, jedoch keine kompletten Heimatstuben gezeigt werden. Als positives Beispiel kann die Übernahme der Bunzlauer Heimatsammlung durch HAUS SCHLESIEN in Königswinter gelten, wie die Mitarbeiterin SILKE FINDEISEN berichtete. Seit 1985 gab es in Siegburg die Heimatstube der Bunzlauer.

Mit dem gemeinsamen Vortrag von MAGDALENA KAMINSKA und JOANNA JAKUTOWICZ (beide Stiftung Brandenburg, Fürstenwalde) zeigte sich, wie wichtig das Thema „Die Einarbeitung von Heimatstuben und Heimatsammlungen in die Museumslandschaft“ ist. Sie versuchten die Frage zu beantworten, wie Heimatstuben übernommen werden sollten. Dabei kommt auch dem gezielten Entsammeln eine wichtige Aufgabe zu, um das Profil der Sammlung zu schärfen. Wichtig ist die Frage, welche Verantwortung durch die Übernahme entsteht. Dadurch wird nicht nur die Aufgabe der Verwahrung und Inszenierung übernommen, sondern auch eine Verantwortung für den Umgang mit und der Vermittlung von Erinnerungen der Betroffenen.

Im Panel drei „Flucht, Vertreibung und Integration im Spiegel thematisch übergeordneter Ausstellungen und Dokumentationszentren“ beschäftigten sich fünf Vorträge mit Verfahren, wie Ausstellungen den Themenbereich von Flucht und Vertreibung umsetzen und für die Besuchenden zugänglich machen könnten. Im ersten Vortrag erläuterten ANNA HAUT und EWA KRUPPA (Museum Friedland) die Konzeption des Museums Friedland. In der Ausstellung entsteht anhand der ausgestellten Objekte und ihrer Geschichten ein Dialog zwischen verschiedenen geflohenen und vertriebenen Menschen. Zeitgleich soll die Geschichte des Grenzdurchgangslagers Friedland von 1945 bis in die Gegenwart erzählt werden. Durch das Sammlungskonzept werden die Themen Flucht sowie Fluchterfahrungen nicht minimiert, sondern durch einzigartige persönliche Geschichten verdeutlicht, wie sich im „Raum der Sieben“ zeigt, in dem sich Museumsgäste sieben Objekte aus sieben Jahrzehnten der Fluchtgeschichte ansehen und deren Geschichte über Audio nachverfolgen können.

LENNART BOHNE (Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld, Norden) erläuterte anschließend, dass ähnlich wie im Museum Friedland der Fokus des Ausstellungskonzeptes in der Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld auf den persönlichen Geschichten der Geflüchteten liegt. So besteht das Konzept aus „Säulen der Erinnerung“, die anhand eines Exponates die Geschichte hinter dem Objekt erzählen.

Der dritte Vortrag von EWGENIY KASAKOW (Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven) hatte die neu eröffnete Dauerausstellung zum Schwerpunkt, die sich hauptsächlich mit der Geschichte der Flüchtlinge und Vertriebenen in der Nachkriegszeit befasst. In einem neuen Ausstellungskomplex wird anhand des Lastenausgleichsgesetzes (LAG) dargestellt, wie Flüchtlinge und Vertriebene in der Gesellschaft gesehen wurden. Ihre Integration wird im Auswandererhaus in die Geschichte von Migration und Integration insgesamt eingebettet, weil diese Menschen, obwohl sie deutsche Staatsbürger:innen waren, dieselben Ausgrenzungs- und Fremdheitserfahrungen erlebten wie zu einem anderen Zeitpunkt Geflohene.

ANDREA MOLL (Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung Berlin) stellte in ihrem Vortrag die Leitinszenierung der Dauerausstellung des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung vor. Thema war die museale Inszenierung einer Heimatsammlung von deutschen Vertriebenen unter der Fragestellung „Was ist Heimat?“. In einer Wandvitrine sind ungefähr 300 Objekte nach dem Prinzip der Wunderkammer arrangiert. Sie stammen aus einer einzigen Heimatsammlung (Altvater-Heimatstube Gärtringen), die exemplarisch von der Stiftung übernommen wurde. Damit sollen die Objekte der Sammlung Neugier wecken und die Materialfülle einer Heimatsammlung aufzeigen. Ergänzend finden sich z.B. eine Riechstation sowie eine Medienstation mit einem Film über die Auflösung einer Heimatstube.

CATHRINE PERRON (Centre de recherches internationales (Ceri)/Sciences Po Paris) bildete mit ihrem Vortrag den Schluss des Panels „Flucht, Vertreibung und Integration im Spiegel thematisch übergeordneter Ausstellungen und Dokumentationszentren“. Sie setzte sich in ihrer politikwissenschaftlichen Analyse kritisch mit der Ausstellungsplanung und -umsetzung des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung im Kontext des Paragraphen 96 BVFG auseinander. Sie folgte drei Leitfragen, die bei der Musealisierung des Negativen, mit dem wir es hier zu tun haben, zu behandeln sind: Wer ist zu erinnern? Was ist zu erinnern? Wie ist zu erinnern? Aufgabe der Stiftung sei es, das Gedenken und die Erinnerungen an Flucht und Vertreibung im 20. Jahrhundert im Kontext des Nationalsozialismus‘ und dessen Vernichtungspolitik und deren Folgen im Geiste der Versöhnung wachzuhalten. Perron stellte heraus, dass die Flucht und Vertreibung der Deutschen infolge des Zweiten Weltkriegs zur Geschichte von Migration und Massengewalt gehöre. Dabei sei zwischen Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus und den musealen Einrichtungen zu Flucht und Vertreibung zu unterscheiden. Für alle gelten jedoch die drei Dimensionen der Negativität: Verlust, Gewalt und Unrecht. Diese Dimensionen seien im Dokumentationszentrum aus verschiedenen Perspektiven auf der individuellen Ebene durch alltägliche Objekte und Biografien beleuchtet.

Im Panel vier „Transnationale Kooperationen: Transfer in die Herkunftsregionen und Heimatsammlungen als Phänomen der Erinnerungskultur“ wurden transnationale Beispiele vorgestellt. Der erste Vortrag war von CRISTIAN CERCEL (Institut für soziale Bewegung, Ruhr-Universität Bochum) und zeigte eine Art Gegenbewegung in Bezug auf Heimatstuben auf. Er berichtete vom donauschwäbischen Heimatmuseum Entre Rios in Brasilien, das von deutschsprachigen Vertriebenen, die kurz nach Kriegsende nach Brasilien ausgewandert waren, gegründet wurde. Das Besondere an diesem Heimatmuseum bestehe darin, dass nicht nur an die alte Heimat erinnert, sondern auch die neue Heimat in der Ausstellung präsentiert werde. Das Narrativ der Ausstellung besteht also neben der Migration auch aus der Integration der betreffenden ethnischen Gruppe, die sich in Entre Rios / Guarapuava (Paraná, Brasilien) eine neue Heimat aufbaute. Zeitgleich diene das Museum als Schaufensterinstitution für das von den Einwander:innen gegründete Agrarunternehmen Agraria. Daher lasse sich die Struktur des Museums in folgende Kategorien einordnen: Musealisierung von Flucht und Vertreibung, Musealisierung der Integration einer Migrant:innengruppe in Brasilien, Musealisierung einer idealen donauschwäbischen Identität sowie zusätzlich das Museum als Teil des Agrarunternehmens Agraria.

Im zweiten Vortrag des Panels erläuterte OLGA SEZNEVA (Institute for Social Science Research) die aktuellen Diskurse in Kaliningrad bezüglich der deutschen Vergangenheit vor 1945. Sie sprach auch im Namen ihrer Forschungspartnerin vor Ort, der freiberuflichen Soziologin ANNA ALIMPIEVA aus Kaliningrad, die nicht zur Tagung anreisen konnte. Trotz der starken Zensur durch das sozialistische Regime sei es zu einer Art Wiederbelebung der deutschen Vorkriegsgeschichte der Region in unterschiedlichen Ausprägungen gekommen. So wurden unter anderem kleine private Museen gegründet, in denen Alltagsgegenstände aus der ostpreußischen Zeit zu besichtigen sind. Der Vortragsschwerpunkt lag auf der Art und Weise, wie die Objekte in die Museen gelangen und auf der Motivation der Sammler:innen, die meist eher nostalgisch als wissenschaftlich sei. Die meisten Objekte stammen aus Grabungen oder würden „gefunden“. Die Darstellung der Geschichten dieser Objekte, die unweigerlich mit Gewalt und Verlust verbunden seien, werde in diesen privaten Museen in der Regel nicht thematisiert.

Im dritten Vortrag des Panels berichtete AGNIESZKA SZCZEPANIAK-KROLL (Institut für Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften Poznań) über die ethnokulturelle Gruppe der Posener Bamberger, und zwar anhand des Konzeptes der Erinnerungsknoten nach Bogusław Najder. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Gestaltung des kulturellen Gedächtnisses der Posener Bamberger, die sich seit 1719 in Lubón bei Poznań ansiedelten. Aufgrund der gleichen Konfession hätten sich die deutschen Siedler:innen gut in ihre neue Heimat integriert. Sie betätigten sich in der Landwirtschaft. Ab 1793 infolge der zweiten polnischen Teilung stand das sogenannte Großpolen zwar unter preußischer Herrschaft, jedoch waren die Nachfolgegenerationen der Ansiedler:innen durch die milde Integrationspolitik am Ende des 19. Jahrhunderts bereits bikulturell geprägt. Erst mit den Restriktionen im Zuge der Kulturkampf-Politik des Reichskanzlers Otto von Bismarck wurden die eingegliederten Bamberger gezwungen, sich ethnisch zu definieren und polonisierten sich. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in den 1990er-Jahren gründeten die Bamberger ihre eigene Organisation, aus der 2003 ein eigenes Museum hervorging. Das Narrativ des Museums zeigt die erfolgreiche Integration der Posener Bamberger bei Bewahrung kultureller Spezifika auf.

Im vierten Vortrag dieses Panels berichtete ELISABETH FENDL (Institut für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa) von der Überführung einer sudetendeutschen Heimatstube in die Tschechische Republik. Bis auf eine Auswahl repräsentativer Objekte wurde die Heimatstube des Heimatkreises Tetschen-Bodenbach komplett aufgelöst und ins nordböhmische Děćín überführt. Ziel dieser Überführung sei der Erhalt der Heimatstube, der in Nördlingen nicht mehr möglich war. So wurde die Heimatstube quasi aus ihrer „westdeutschen“ Heimat in ihre „alte“ Heimat zurückgeführt und nach der Vorlage der ursprünglichen Räume gestaltet. Sie spiegele jetzt die Erinnerungskultur beider Heimaten wider.

Der letzte Vortrag der Tagung wurde von TOMÁŠ OKURKA (Collegium Bohemicum) gehalten und thematisierte die neue Dauerausstellung „Unsere Deutschen“ in Ústí nad Labem / Aussig. Sie beschäftigt sich auf zwei Etagen unter anderem mit den Fragen: „Wer sind ‚Unsere Deutschen‘?“, „Wo ist mein Heim, mein Vaterland?“ sowie mit dem Thema der nationalen Zugehörigkeit. Die Erinnerungskultur der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg ist in der Dauerausstellung nur am Rande vertreten. In dem Ausstellungsraum „Andere Länder, andere Sitten“ wird die kulturelle Vielfalt der Deutschen in den böhmischen Ländern aufgezeigt, etwa anhand unterschiedlicher Trachten.

THOMAS OVERDICK, NATALIE REINSCH (beide MVNB) und CORNELIA EISLER (BKGE) konnten zum Abschluss die unterschiedlichen Gedankengänge der Tagung bündeln und deutlich machen, dass in dem Thema Musealisierung von Heimatstuben und Heimatsammlungen ein großes Potenzial liegt, wenn es gelingt die Geschichten und Provenienzen der Objekte zu rekonstruieren. So bildeten Heimatstuben zu Beginn einen Ort der Erinnerung für die „betroffene Personengruppen“. Wenn sie musealisiert und zu Orten der Erinnerungskultur sowie des Lernens für die gesamte Gesellschaft werden sollen, dann, so viel lässt sich festhalten, kommen auf die Museen noch einige Herausforderungen zu.

Konferenzübersicht:

Kuratorin Natalie Reinsch (MVNB): Kurzführung durch die Ausstellung „Vom Ihr zum Wir. Flüchtlinge und Vertriebene im Niedersachsen der Nachkriegszeit“

Grußworte:
Matthias Weber (Direktor des Bundesinstitutes für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa – BKGE, Oldenburg)
Editha Westmann (MdL, Landesbeauftrage für Heimatvertriebene, Spätaussiedlerinnen & Spätaussiedler)
Rolf Wiese (Vorsitzender des MVNB)

Silke Göttsch-Elten (Universität Kiel): Eröffnungsvortrag

Einführung
Frauke Geyken (BKGE) / Natalie Reinsch (MVNB): Zur Musealisierung von Heimatstuben und Heimatsammlungen – Perspektiven aus der Arbeit des BKGE und des MVNB

Panel 1 „Integration von Heimatstuben und Heimatsammlungen in lokale Museen“

Ulrike Taenzer (Freie Kulturwissenschaftlerin, Verden): Erhalt und Musealisierung des Kulturguts aus dem Landkreis Wehlau (Ostpreußen)

Kristina Kraemer (Stadt Waiblingen): Heimaten in Bewegung: das Museum Beinsteiner Tor – Csávolyer Heimatstube

Panel 2 „Integration von Heimatstuben und Heimatsammlungen in Landesmuseen“

Klaus Mohr (Sudentendeutsches Museum München): Aufgelöst, doch nicht verloren. Heimatstuben und Sudentendeutsches Museum

Silke Findeisen (Haus Schlesien, Königswinter): Die Übernahme der Bunzlauer Heimatsammlung durch Haus Schlesien

Magdalena Kamińska / Joanna Jakutowicz (Stiftung Brandenburg, Fürstenwalde): Zwischen Museum Ostbrandenburg und Zentrum Transoderana

Panel 3 „Flucht, Vertreibung und Integration im Spiegel thematisch übergeordneter Ausstellungen und Dokumentationszentren“

Anna Haut / Ewa Kruppa (Museum Friedland): Objekte und Geschichte(n) im Dialog. Flucht gestern und heute im Museum Friedland

Lennart Bohne (Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld in Norden, Ostfriesland): „Das Vergangene ist unter uns, als Schmerz oder als Möglichkeit“ (Siegfried Lenz). Zur Integration von Objekten aus Heimatsammlungen in die Ausstellung der Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld

Ewgeniy Kasakow (Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven): Flüchtlinge, Vertriebene und Aussiedler:innen im Kontext der Migrationsgeschichte am Beispiel des Deutschen Auswandererhauses Bremerhaven

Andrea Moll (Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung, Berlin): Die Leitinszenierung „Heimatstube“ in der Dauerausstellung des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung

Catherine Perron (Centre de recherches internationales (CERI) / Sciences Po Paris): Status und Rolle der Objekte in der ständigen Ausstellung des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung

Panel 4 „Transnationale Kooperationen: Transfer in die Herkunftsregionen und Heimatsammlungen als Phänomen der Erinnerungskultur“

Cristian Cercel (Institut für soziale Bewegungen, Ruhr-Universität Bochum): „Die Geschichte ändert sich nicht”: Das donauschwäbische Heimatmuseum Entre Rios

Olga Sezneva (Institute for Social Science Research, University of Amsterdam) / Anna Alimpieva, freiberufliche Soziologin, Kaliningrad): Collecting Königsberg: The Material Culture of the Inter-War East Prussia in Private Museums in the Kaliningrad Oblast

Agnieszka Szczepaniak-Kroll (Institut für Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften Poznań): Die Rolle des Museums bei der Gestaltung des Gedächtnisses kleiner ethnokultureller Gruppen am Beispiel der Posener Bamberger

Dr. Elisabeth Fendl (Institut für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa, Freiburg): „Zurück – in die Zukunft“. Zum Weiterleben „sudetendeutscher“ Heimatstuben in der Tschechischen Republik

Tomáš Okurka (Collegium Bohemicum, Ústí nad Labem): „Unsere Deutschen“. Die neue Dauerausstellung in Ústí nad Labem / Aussig

Zusammenfassung und Ausblick:
Thomas Overdick (MVNB) / Natalie Reinsch (MVNB) / Cornelia Eisler (BKGE)

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